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Das Arbeitszeugnis | Aufbau & Bewertung

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Arbeitszeugnis | Inhalt und Bewertung

Das Arbeitszeugnis ist für Arbeitnehmer:innen nicht nur ein Nachweis der beruflichen Tätigkeit. Vielmehr bietet es Arbeitgebenden einen Einblick in die Fähigkeiten und das Verhalten der Bewerber:innen. Wir zeigen Dir, welche Varianten es gibt und wie Du die speziellen Formulierungen richtig entschlüsseln kannst.

Was ist ein Arbeitszeugnis?

Ein Arbeitszeugnis ist ein offizielles Dokument, das von Arbeitgebenden nach der Beendigung eines Arbeitsverhältnisses ausgestellt wird. Es bescheinigt die Anstellungsdauer, die ausgeübten Haupt- und Nebentätigkeiten und das Verhalten der Beschäftigten. Angestellte können das Zeugnis als Referenz für zukünftige Bewerbungen nutzen, da es eine Einschätzung der Fähigkeiten und des Sozialverhaltens ermöglicht.

Arbeitszeugnis: Aufbau & Struktur
Abb. 1: Aufbau des qualifizierten Arbeitszeugnisses

Verschiedene Varianten des Arbeitszeugnisses

Das Arbeitszeugnis spielt eine zentrale Rolle im Berufsleben. Je nach beruflicher Situation und den spezifischen Anforderungen kann das Zeugnis in unterschiedlichen Variationen beantragt werden. Bei einem Umzug ins Ausland lohnt es sich zudem, das Arbeitszeugnis übersetzen zu lassen.

Qualifiziertes Arbeitszeugnis

Ein qualifiziertes Arbeitszeugnis bildet neben allgemeinen Informationen zu der Art und Dauer der Anstellung auch die individuelle Leistung und das Sozialverhalten ab. Zudem enthält es eine Leistungsbewertung, durch welche zukünftige Arbeitgeber:innen einschätzen können, ob die Bewerbenden für die ausgeschriebene Stelle geeignet sind.

Einfaches Arbeitszeugnis

Das einfache Arbeitszeugnis enthält neben den persönlichen Informationen auch die genaue Darstellung der Beschäftigung und den Zeitraum der Anstellung. Im Gegensatz zum qualifizierten Arbeitszeugnis werden hier jedoch keinerlei Leistungsbewertungen eingebracht. Für zukünftige Arbeitsverhältnisse ist dieses Dokument daher häufig unbrauchbar, da Arbeitgebende einen Eindruck davon bekommen wollen, wie potenzielle Bewerber:innen sich im letzten Anstellungsverhältnis bewährt haben.

Zwischenzeugnis

Während qualifizierte und einfache Arbeitszeugnisse in der Regel nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses ausgestellt werden, wird ein Zwischenzeugnis während des bestehenden Arbeitsverhältnisses erstellt. Gibt es einen Wechsel des Vorgesetzten oder planst Du eine interne Bewerbung, so kann ein Zwischenzeugnis hilfreich sein. Auch bei befristeten Anstellungsverhältnissen ist die Ausstellung eines Zwischenzeugnisses sinnvoll. Die Erstellung eines Zwischenzeugnisses ist gesetzlich jedoch nicht verpflichtend.

Unterschiede der Arbeitszeugnis-Varianten
Abb. 2: Einfaches vs. qualifiziertes Arbeitszeugnis – Unterschiede

Arbeitszeugnis – Aufbau & Inhalt

Das qualifizierte Arbeitszeugnis wird in Deutschland am häufigsten ausgestellt, da es neben allgemeinen Informationen auch eine Bewertung der erbrachten Leistung enthält. Im Folgenden findest Du eine Darstellung des üblichen Aufbaus:

Tabelle 1: Aufbau des Arbeitszeugnisses

TitelJedes Arbeitszeugnis muss diese Bezeichnung auch als Überschrift tragen.
EinleitungEnthält die Daten der Arbeitnehmerin oder des Arbeitnehmers, den Zeitraum der Beschäftigung und die Tätigkeit / den Aufgabenbereich.
TätigkeitBeschreibung der ausgeführten Tätigkeit im Unternehmen. Hier werden alle Haupt- und Nebentätigkeiten aufgeführt. Wurden spezielle Erfolge erzielt, können diese ebenfalls aufgelistet werden.
LeistungDie Arbeitgeber:innen bewerten neben fachlichen Fähigkeiten auch die Sozialkompetenz. Je nach Branche werden hier beispielsweise Effizienz, Genauigkeit, Konfliktmanagement und Zusammenarbeit aufgelistet.
VerhaltenBewertet das Sozialverhalten zu den Kolleginnen und Kollegen, den Führungskräften und eventuellen Kundinnen und Kunden.
FazitAbschließend wird eine Gesamtbewertung ausgesprochen. Meist formuliert der Arbeitgeber hier zudem Wünsche für die Zukunft oder bedankt sich für die geleistete Arbeit.
UnterschriftDas Zeugnis wird durch die Unterschrift einer zuständigen Person des Unternehmens, dem Datum und in vielen Fällen auch einem Firmenstempel rechtsgültig.

Leistungsbewertungen im Arbeitszeugnis

Die ehrliche und wohlwollende Formulierung von Arbeitszeugnissen ist gesetzlich vorgeschrieben. Das bedeutet, dass alle Angaben wahr sein müssen und negative Aspekte so dargestellt werden, dass die Arbeitnehmenden nicht benachteiligt werden. In der Praxis haben sich daher in den vergangenen Jahren Arbeitszeugnis-Formulierungen etabliert, durch welche eine Bewertung trotz der gesetzlichen Vorgaben möglich ist. Die speziellen Formulierungen können als ein Code betrachtet werden, der eine Bewertung auf Grundlage klassischer Schulnoten ermöglicht. Wir zeigen Dir typische Zeugnisformulierungen für jede Note:

Tabelle 2: Formulierungen im Arbeitszeugnis entschlüsseln

NoteFormulierungen
sehr gutSie / er hat sich stets zu unserer vollsten Zufriedenheit in neue Aufgabengebiete eingearbeitet.
gutDie Aufgaben wurden immer zu unserer vollen Zufriedenheit erledigt.
befriedigendSie / er konnte überdurchschnittliche Arbeitsergebnisse erzielen. 
ausreichendDie erbrachten Leistungen stellten uns zufrieden.
mangelhaftWir waren mit der erbrachten Leistung insgesamt zufrieden.
ungenügendSie / er war bemüht, die erteilten Aufgaben zu erledigen.

Gesetzliche Vorgaben für das Arbeitszeugnis

In Deutschland sind sowohl der Inhalt als auch die Ausstellung von Arbeitszeugnissen gesetzlich reguliert.

Ausstellung

Jede Arbeitnehmerin und jeder Arbeitnehmer in Deutschland hat Anrecht auf die Ausstellung eines Arbeitszeugnisses. Dies ist im Bürgerlichen Gesetzbuch festgelegt und kann daher bei Nichteinhaltung gerichtlich eingefordert werden. Dieser Anspruch besteht auch für Leiharbeiter:innen oder in befristeten Arbeitsverhältnissen. Das Zeugnis wird dabei in den meisten Fällen nur auf Deutsch erstellt. Planst Du im Ausland zu arbeiten, so erhöht eine beglaubigte Übersetzung Deine beruflichen Chancen.

Formalien

Arbeitszeugnisse unterliegen strikten, formellen Kriterien. Sie sind nur rechtsgültig, wenn sie in klassischer Papierform und mit der Unterschrift einer zuständigen Person übermittelt werden. Eine elektronische Fassung ist nicht möglich. Auch die entsprechende Überschrift, das Datum und der Ort sind obligatorisch für die Rechtsgültigkeit. Der Umfang darf 2 DIN-A4 Seiten nicht übersteigen.

Ungeeignete Informationen

Das Zeugnis darf nicht über alle Angelegenheiten der Beschäftigten Auskunft geben. Die folgenden Informationen sollten daher in keinem Arbeitszeugnis aufgeführt werden:

  • Gesundheitszustand
  • Erteilte Abmahnungen
  • Tätigkeiten in einer Gewerkschaft
  • Familiäre Situation
  • Gehalt
  • Grund des Ausscheidens

Fristen für die Ausstellung

Kommen die Arbeitgebenden der Ausstellungspflicht nicht nach, so kann das Zeugnis eingeklagt werden. Wenn die Arbeitnehmerin oder der Arbeitnehmer nachweisen kann, dass das fehlende Arbeitszeugnis Grund für erfolglose Bewerbungen ist, besteht auch ein Anspruch auf Schadensersatz.

Stellst Du die Anfrage zur Ausstellung eines Arbeitszeugnisses jedoch drei oder mehr Jahre nach Ausscheiden aus dem Unternehmen, so ist Dein Anspruch verjährt und die Arbeitgebenden sind nicht mehr zur Erstellung verpflichtet.

Das Arbeitszeugnis verrät oft mehr, als es auf den ersten Blick scheint. Es ist also ratsam, genau zu wissen, was die verschiedenen Formulierungen bedeuten. Auch die gesetzlichen Vorgaben sind entscheidend. Nur ein inhaltlich und formell richtiges Dokument macht Eindruck bei zukünftigen Arbeitgeber:innen. Das Zeugnis dient somit nicht nur als Nachweis Deiner ausgeübten Tätigkeit, sondern übt auch maßgeblichen Einfluss auf den beruflichen Werdegang aus.

FAQs zum Arbeitszeugnis

1. Was muss in einem Arbeitszeugnis stehen?

Die Gestaltung des Zeugnisses kann inhaltlich je nach Arbeitgeber:in und Branche variieren. Bei einem qualitativen Arbeitszeugnis sind folgende Angaben verpflichtend: 
– Daten der Arbeitnehmerin oder des Arbeitnehmers (Name, Geburtsdatum)
– Beschäftigungszeitraum
– Tätigkeitsbeschreibung (Haupt-, und Nebentätigkeiten)
– Bewertung der Leistung und des Verhaltens
– Unterschrift einer zuständigen Person

2. Was sind Geheimcodes im Arbeitszeugnis?

Es gibt bestimmte Formulierungen im Zeugnis, durch die eine Leistungsbewertung möglich wird. Dies ist nötig, da es gesetzlich vorgeschrieben ist, dass das Dokument „wohlwollend“ formuliert werden muss. Ein Beispiel für eine sehr gute Leistung ist der Satz: „Sie / er hat alle Aufgaben stets zu unserer vollsten Zufriedenheit erledigt“ wohingegen „Sie / er hat sich stets bemüht, die Aufgaben zu erledigen“ für eine ungenügende Leistung steht.

3. Habe ich Anspruch auf ein Arbeitszeugnis?

Die Ausstellung des Zeugnisses ist in Deutschland gesetzlich festgelegt. Daher hat jede Arbeitnehmerin und jeder Arbeitnehmer Anspruch darauf. Dies gilt auch für Leiharbeiter oder befristete Arbeitsverhältnisse.

4. Wie schnell muss ein Arbeitszeugnis ausgestellt werden?

In der Regel erfolgt die Ausstellung zeitnah nach dem Ausscheiden aus dem Unternehmen. Wartest Du mehr als 2 Monate auf Dein Arbeitszeugnis, lohnt sich die Rücksprache mit dem Unternehmen. Bei Nichteinhalten der Ausstellungspflicht kannst Du Dein Recht einklagen.

5. Wie muss ein gutes Arbeitszeugnis aussehen?

Ein gutes Arbeitszeugnis ist wohlwollend und objektiv formuliert und gibt ein wahrheitsgetreues Bild der Leistungen und des Verhaltens der Arbeitnehmerin oder des Arbeitnehmers. Die Anforderungen an ein gutes Zeugnis unterscheiden sich jedoch von Land zu Land. Solltest Du einen Job im Ausland annehmen, nutze einen professionellen Sprachdienst für die Übersetzung. So kannst Du sicher sein, dass nicht nur sprachliche, sondern auch kulturelle Unterschiede beachtet werden.

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